Nestlé und Julia Klöckner: Der Shitstorm ist ein Sturm im Wasserglas

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Tweet mit Julia Klöckner und Nestlé zum Thema Reduktionsstrategie
Julia Klöckner lobt im Clip des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft die Fortschritte von Nestlé bei der Reduktion von Zucker, Salz und Fett in Lebensmitteln. Das sorgt für viel Kritik im Netz.

Julia Klöckner (CDU), Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, hat am 3. Juni auf twitter ein Video mit dem Deutschlandchef von Nestlé, Marc Aurel Boersch, retweetet. In dem Video lobt sie Nestlé als Vorreiter bei der Reduzierung von Salz, Zucker und Fett in Lebensmitteln. In dem 51sekündigen Clip geht es im Wesentlichen darum, dass Nestlé bereits 10 Prozent weniger Zucker, Salz und Fett verwendet und weitere 5 Prozent einsparen möchte. Die Reduktionsstrategie der Ministerin zeigt damit erste Erfolge.

Das Video hat auf den sozialen Netzwerken einen Shitstorm ausgelöst, die der Ministerin unterstellen, von Nestlé gekauft worden zu sein. Kritisiert wird, dass Klöckner sich nicht von Nestlé distanziere, sondern sich vor deren Werbekarren spannen ließe. Manch einer behauptet sogar, dass Frau Klöckner bereits an ihrer Karriere nach Ende der GroKo bastele.

Nun leben wir in einer Zeit, in der vieles kurzzeitig hochgepuscht wird und die Empörungswellen schnell hochschlagen. Der politische Gegner nutzt die Empörungswelle, um daraus für sich einen Vorteil zu ziehen und vergrößert damit den Effekt. Allerdings sind diese Schachzüge schon sehr vorhersehbar und werden von der Öffentlichkeit auch durchschaut. Bereits nach wenigen Tagen wird der „Skandal“ von neuen Themen verdrängt.

Tweet mit Julia Klöckner und Nestlé zum Thema Reduktionsstrategie
Julia Klöckner lobt im Clip des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft die Fortschritte von Nestlé bei der Reduktion von Zucker, Salz und Fett in Lebensmitteln. Das sorgt für viel Kritik im Netz.

Nestlé schadet der Film nicht, eher Julia Klöckner

Die Kritik der Kommentatoren richtet sich hauptsächlich an die Ernährungs- und Landwirtschaftsministerin. Journalisten werden nun recherchieren, ob die frühere Weinkönigin weitere Firmen gelobt oder herausgestellt hat und werden ihr dann zuviel Nähe zur Wirtschaft unterstellen.

Dabei macht sie nur ihren Job – und dazu gehört, dass sie diejenigen lobt, die ihre Forderungen nach weniger Zucker, Salz und Fett im Essen erfüllen oder es zumindest nachweislich versuchen und diejenigen kritisiert, die nichts tun. Jeder Politiker ist zu Wahlkampfzeiten auf Besuchstour bei möglichst großen Firmen seines Wahlkreises unterwegs und scheut sich nicht, sich in der Zeitung neben der Geschäftsführung ablichten zu lassen. Das ist ganz normal und wird auch nicht kritisiert. Peter Altmaier hat man gerade vorgeworfen, als Wirtschaftsminister nicht tragbar zu sein, da die Nähe zur Wirtschaft fehle, hier geht es nun in die entgegengesetzte Richtung.

Markus Burgdorf, Kommunikationsexperte von der Agentur Avandy, rät der Politik, sich von den Kommentaren nicht einschüchtern zu lassen. „Wirtschaft gehört zur Politik, denn die Politik legt für die Wirtschaft die Rahmenbedingungen fest. Ein gemeinsames Auftreten bei Erfolgen ist daher in Ordnung. Unternehmen sollten die Nähe zur Politik suchen und sich mit Politikern austauschen, denn diese müssen informiert sein, wenn sie über Gesetzesinitaitiven oder Gesetzesänderungen entscheiden. Politiker sollten aber auch wachsam sein und alle Beteiligten anhören, damit ihre Entscheidungen nicht allein durch das professionelle Lobbying der Konzerne beeinflusst werden.“

Ministerin Julia Klöckner effektiver als Influencer

Durch den Shitstorm wurde die Reichweite des Filmchens vervielfacht, denn jeder, der mitreden möchte, muss es gesehen haben. Was bleibt, ist das ausgesprochene Lob an den Nahrungsmittelkonzern Nestlé. „Im Unterbewusstsein ist die Botschaft „Nestlé reduziert in seinen Produkten Zucker, Salz und Fett“ gespeichert. Das bestätigt sogar die Bundesministerin“, viel mehr geht nicht, so Burgdorf.   Für Nestlé ein PR-Coup, für den das Unternehmen mit weniger glaubwürdigen Influencern einen sechsstelligen Eurobetrag hätte einsetzen müssen. Deren Clips wären sicher nicht so oft geteilt worden.

 

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